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1. Geschichte des Mittelalters - S. 1

1883 - Münster : Coppenrath
Einleitung 9)iit dem Untergange des westrmischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. beginnt ein neuer Zeitraum der Geschichte, den man als das Mittelalter zu bezeichnen pflegt. Mehr als tausend Jahre liegen zwischen Anfang und Ende dieses Abschnittes, der den Ursprung und die Entwicklung der mei-sten Völker umfat, welche jetzt auf den Gang der Geschicke Europas, ja der Welt, einen entscheidenden Einflu den. Wohl war das alte R-merreich zu Grunde gegangen, aber rmische Sprache und Einrichtung lebten, wenn auch mit mannigfacher Wandelung, unter einer Reihe eu ropischer Völker fort, welche eben deshalb als romanische Nationen be-nannt werden. Den Vorrang in Europa fhrten aber zunchst nicht diese, sondern ein anderes groes Volk, das naturfrisch und mit unge-schwchter Kraft in den Vordergrund der Geschichte tritt, die Germanen oder die Deutschen. Nachdem sie den groen Rmerbau seit der Vlkerwanderung allmhlich zerschlagen hatten, grndeten fte auf den Trmmern des hingesunkenen Weltreiches neue Staaten, unter welchen bald derjenige der Franken als der bedeutendste dastand. Bald glieder-ten sich diesem die wichtigsten anderen germanischen Lnder an, und so erwuchs seit den Tagen Karls des Groen eine neue Weltmacht, welche die meisten Völker deutscher Zunge umfate und durch mehre Jahrhun-derte den Vorrang in Europa behauptete. Im rmischen Kaisertums deutscher Nation gipfelte damals die Macht unseres Volkes, so da schon aus diesem Grunde eine genauere Kenntnis der mittleren Zeit vor-nehmlich fr jeden Deutschen, der sein Vaterland liebt, als unentbehrlich erscheint. Wie viele sonstige staatliche Einrichtungen aber hat das Mittel-alter entwickelt, deren einige auch heute noch bestehen, andere in der Neuzeit bekmpft und abgendert wurden, die aber allsamt aus dem einen oder dem anderen Grunde uns nicht unbekannt bleiben drfen. Welters Wcltgesch. Ii. 30. Aufl. i

2. Geschichte des Mittelalters - S. 2

1883 - Münster : Coppenrath
2 Auch fr die kirchlichen Verhltnisse der wichtigsten modernen Völker ist das Mittelalter grundlegend geworden. Es wich die Nacht des Hei-dentumes; rastlos trugen die Boten des christlichen Glaubens den heil-bringenden Samen der neuen Lehre von Land zu Land, drangen trotz Not und Gefahren nach Westen, Norden und Osten, so da lange, bevor der Schlu dieses Zeitraumes eintrat, die meisten Völker des Abendlan-des dem Evangelium gewonnen waren. Immer einflureicher wurde die Stellung der Kirche, deren Oberhaupt, der Papst, zeitweilig selbst in weltlichen Angelegenheiten der manche Fürsten und Lnder Europas eine gewisse Oberherrschaft gewann. Daneben war aber die Kirche auch die Pflegerin der geistigen Gter. Auer der Weltgeistlichkeit frderten den religisen Sinn der Völker zahlreiche Orden, die in jenen Jahrhnn-derten entstanden sind; die weitverbreiteten Benediktiner, spter vor-nehmlich die Franziskaner und Dominikaner. In der Bltezeit dieser Genossenschaften waren ihre Mitglieder zugleich die Hter der Knste und der Wissenschaften, die ohne sie in dsn kampfeslustigen Zeiten leicht verkmmert wren. Besonders dem mittelalterlichen Ordens-Klerus verdanken wir die Erhaltung mancher Geistesschtze des Altertums, ihm auch die Abfassung zahlreicher Dicht- und Geschichtswerke, die noch heute bewundert werden. Unter den Knsten war es zunchst die Dichtkunst, welche in Deutschland, Italien und Frankreich im zwlften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert die schnsten Blten trieb, so da die Volksdichter und die Minnesnger Deutschlands, die provencalischen Dichter Frankreichs, und gar ein Dante Alighieri Italiens selbst jetzt noch als ruhmvollste Pfleger der Poesie gepriesen werden. Auch in der Baukunst ist wh-rend des Mittelalters Groartiges geleistet worden. Damals entfaltete sich jener romanische, spter der gothische Stil, in denen die herrlichen Bauten aufgefhrt wurden, an welchen selbst nach so vielen Jahrhunder-ten unser Blick mit stummer Bewunderung hngt. Deutschlands, Frank-reichs, Englands und anderer Lnder schnste Dome, prachtvollste Got-teshuser und zinnengekrnte Burgen sind in dieser lngst verronnenen Zeit entstanden, in welche auch der Kunstverstndige daher gern geistig zurckschaut. Doch wurden neben all diesen Bemhungen fr Kirche und Staat, fr Wissenschaft und Kunst, des leiblichen Lebens nhere Bedrfnisse

3. Geschichte des Mittelalters - S. 3

1883 - Münster : Coppenrath
nicht vernachlssigt. Landbau und Handwerk, Handel und Verkehr nahmen immer greren Aufschwung, wenn auch nach Lage der Verhlt-nisse namentlich den letzteren damals ungleich engere Grenzen umhegten. Lange Zeit war unter den einzelnen Nationen wenig Austausch, und ein jedes Volk, ja vielfach noch die einzelnen Landschaften, Städte und Orte auf sich beschrnkt; und selbst als diese Schranken zum teile gefallen waren, blieb der Handel vornehmlich Landhandel und ging erst gegen Ende des Mittelalters zur See der die Becken des Mittelmeeres, sowie der Ost- und Nordsee zaghaft hinaus. Schon nach diesen kurzen Andeutungen darf man die hohe Bedeutung des Mittelalters fr die Entwicklung der europischen Völker nicht in Abrede stellen, wenngleich dasselbe selbstverstndlich keine Zeit ununter-brochener Blte gewesen ist. In der langen Spanne von mehr als tau-send Jahren wechseln naturgem mit den wandelbaren Zustnden der Völker und ihrer Gesittung Licht und Schatten, Blte und Verfall. Auch das Mittelalter hat, wie die anderen Abschnitte der Geschichte der Mensch-heit, seine dunkle Kehrseite; weshalb einseitiges Lob jener Zeiten ebenso verfehlt sein wrde, als blinder Tadel, der selbst die zahlreichen erhebenden Lichtbilder nicht bemerkt. Whrend der Jahrhunderte des Mittelalters war der Schwerpunkt der europischen Völker in Deutschland gelegen. Wir werden deshalb in der nachfolgenden Darstellung auf die Deutschen vornehmlich unser Augenmerk richten und vorwiegend die Wendepunkte in ihrer Geschichte bei der Einteilung der Zeitrume zu Grunde legen. Aus eben diesem Anla ist es auch angezeigt, vor dem Eintritt in die mittlere Geschichte selbst, zunchst die Urgeschichte der Germanen oder Deutschen in raschem Rundblick zu berschauen. 6* A

4. Geschichte des Mittelalters - S. 6

1883 - Münster : Coppenrath
a. Germanische Urgeschichte. b. Einteilung der Geschichte des Mittelalters. Die mittlere Geschichte wird am fglichsten in folgende vier Perioden zerlegt. his auf Karl den. Groben (768). Inhalt: Auf den Trmmern des rmischen Reiches bilden sich neue germanische..Staaten, unter denen das Reich der Franken den Vorrang gewinnt. Der christlich-germanischen Welt erwchst ein gefhrlicher Gegner in dem Mohammedanismus. Zweite Periode: Von Karl dem Kronen (168) bis um Besinne der Kreu^ae (1096). Inhalt: Es entwickeln sich die beiden Haupt-gemalten des Mittelalters, Papsttum und Kaisertum. Deutsch-land unter den schsischen und den salischen Kaisern ist die Herr-schende Macht Europas. Dritte Periode: Vom Beginne der Kreuzzae (1096) bis zum Regierungsantritte Rudolfs von Habsburg (1273). Inhalt: Die Kreuzzge und ihre Folgen. Die Vorherrschaft des Papsttums. Kampf der (staufischen) Kaiser gegen die Ppste. Vierte P er iode: Vom Regierungsantritte Mdoll^von Habsburg (1273^ bis zum Eintritt der drei groen Wendepunkte, (1453 der Sturz des ostrmiscken Kaiserreiches, .1492 die Entdeckung Amerikas. 1517 der Beginn der Reformation). Inhalt: Das gleichmige Sinken der Kaisergewalt und der Machtstellung der Ppste.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1883 - Münster : Coppenrath
Germanische Urgeschichte. Das Land und seine Beschaffenheit. Die Grenzen unseres Va-terlandes, welches die Rmer Germanien nannten, waren von den Heu-tigert sehr verschieden. Die linksrheinischen Stmme unserer Nation rechneten die Alten zu Gallien, so da als Westgrenze Germaniens der Rhein galt, als Sdgrenze die Donau; im Osten verlor es sich jenseits der Weichsel in den somatischen Ebenen, während im Norden sogar Skandinavien, das die Rmer fr eine Insel hielten, hinzugerechnet wurde. Die ltesten Nachrichten der dieses weitausgedehnte Lnder-gebiet verdanken wir griechischen und rmischen Schriftstellern. Csar. Plinius und Tacitns sind unter diesen die wichtigsten. Cornelius Tacitus lebte in der zweiten Hlfte des ersten Jahrhunderts nach Chri-stus und schrieb etwa ums Jahr 98 ein Bchlein der den Ursprung, die Sitten und die Völker Germaniens". Es ist die Hauptquelle, aus der wir die zahlreichsten und wichtigsten Nachrichten der Land und Leute unserer heimischen Erde schpfen. Nach der Darstellung jener alten Schriftsteller war Germanien ein rauhes und unwirtliches Land, das namentlich auf die Bewohner des warmen und schnen Sdens einen abschreckenden Eindruck machte. Tiefe Smpfe bedeckten seinen Boden, endlose Wlder hielten von dem wilden, feuchten Untergrund die wrmenden Sonnenstrahlen zurck. Wunderbares, aber doch im Einklnge mit der Wahrheit, erzhlt uns Plinius, der selbst in Germanien gewesen ist, von diesen Wldern mit ihren Baumriesen, unberhrt durch die Jahrhunderte und so alt wie die Welt". In bogenfrmiger Wlbung trten oft die Wurzeln dieser ungeheuren Bume aus dem Erdboden hervor, so da sie eine Art Thor bildeten, weit genug, um ganze Reiterscharen durchzulassen. Die dunklen Forsten gingen bis hart an das Gestade des Meeres, aber vom Wasser untersplt oder durch Strme losgerissen, nhmen die seewrts getriebenen Eichen oft ganze Landstcke, wie Inseln, mit sich fort.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 8

1883 - Münster : Coppenrath
8 Dadurch ins Gleichgewicht gebracht, schwmmen sie stehend mit ihren wie Takelwerk ausgebreiteten sten und htten dadurch schon oft rmische Flotten in Schrecken gesetzt. In diesen Wldern, unter denen der hercynische Wald, vom Rbein bis zu den Karpathen, seckizig Tagereisen lang und neun breit war. lebte eine Unzahl wilden Getieres, dessen Arten zum teile jetzt ausgestorben sind, deren Skelette aber noch hin und wieder aufgefunden werden. Da gab es riesige Auerochsen, Wisente und Elentiere, auerdem Bren, Wlfe, Luchse und anderes Wild in groer Menge. Von Haustieren gebrauchten die Germanen vornehmlich das Pferd und das Rind, doch waren diese klein und von unscheinbarer Rasse. Sprlich waren auch.die Frchte des Feldes und des Gartens, Gerste, Hafer und Bohnen, die Rettige aber waren nach Plinius oft von der Gre eines kleinen Kindes. Edles Obst fand sich selten, meistens nur die kmmerlichen und sauren Frchte der Wildlinge. Nach dieser Zeichnung wird man den wenig freundlichen Eindruck begreifen, den Germanien auf die verwhnten Bewohner des ppigen Sdens machte, und es verstehen, wie Tacitus zu den Worten kam: Wer mchte Asien oder Afrika oder Italien verlassen und nach Germanien ziehen, diesem unschnen Lande mit rauher Witterung, das so drftig bebaut, so de zu schauen ist? Aber, setzt er hinzu, anders freilich steht es fr den, dem es das Vaterland ist." Die Bewohner des Landes. Germanen wurden die Insassen der eben besprochenen Lnder genannt, ein Name, dessen Ursprung und " Bedeutung auch heute noch nicht feststeht. Sie scheinen von ihren celti-sehen Nachbarn im Westen so benannt zu sein, denn sie selbst haben in der Frhzeit jene Bezeichnung nicht gebraucht. *) Ein jeder Stamm benannte sich vielmehr besonders, und einen Gesamtnamen gab es im Ge-brauche der Nation schon deshalb nicht, weil die Bande der Gemeinschaft trotz gemeinsamer Abstammung, Sprache und Sitten sehr locker waren. Wann die Germanen aus dem fernen asiatischen Kontinente in das Abendland einwanderten, entzieht sich unserer Kenntnis; es ist darber *) Unser jetziger Nationalname Deutsche ist aus dem althochdeutschen Worte diot = Volk entstanden. Im Gegensatze zu der lateinischen Sprache, welcher sich in den ltesten Jahrhunderten auch in unserem Vaterlande die Geistlichen in Wort und Schrift vorwiegend bedienten, nannten sie nmlich die Umgangssprache des Volkes die lingua diutisca = Volkssprache. So entwickelte sich allmhlich das Wort diutisch, diutsch, deutsch. Etwa seit dem Jahre 1000 n. Chr. kam es zur Bezeichnung unseres Volkes allgemein in Gebrauch.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 63

1883 - Münster : Coppenrath
- 63 gab es in damaliger Zeit nur wenige. Zur Verherrlichung des Gottes-dienstes lie Karl Snger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken hatten eine gar rauhe Stimme. Von ihnen sagt ein Zeit-gensse: Gro an Leib wie Berge, donnert auch ihre Stimme brausend daher; hart stoen sie die Tne mit Gerassel heraus, fast wie ein Last-wagen, der der einen Kntteldamm daherrollt, so da Ohr und Gefhl, statt sanft bewegt, erschreckt und erschttert werden." Auer der Sangeskunst, fr welche zu Metz und Orleans besondere Schulen eingerichtet wurden, wandte Karl vornehmlich der Baukunst groe Sorgfalt zu. Italien mit seinen Kunstschtzen diente ihm zum Vorbilde, aus jenem Lande lie er auch geschickte Meister ins Franken-reich herberkommen, um durch sie prchtige Bauwerke auffhren zu lassen. Zu diesen gehren die s. g. Pfalzen oder Palste in Aachen, Ingelheim und Nymwegen, wo sich der groe Herrscher gern aufzuhalten pflegte. Unter den Gotteshusern, die damals aufgefhrt wurden, ist die schne Stiftskirche in Aachen namentlich berhmt geworden. Neben den geistigen Gtern der Nation wurden aber auch der Acker-bau, sowie Handel und Verkehr von Karl mit aller Kraft gefrdert. Er selbst richtete auf seinen Gtern Musterwirtschaften ein, lie auf diesen besseres Getreide, feinere Baumfrchte, nahrhaftere Gemse u. a. ziehen, um auch den Landleuten einen Ansto zum Fortschritt zu geben. Der-selbe groe Kaiser, der so viele Schlachten geschlagen, so viele Kriege gekriegt hatte, kmmerte sich im stillen Frieden daheim als trefflicher Landwirt um Feld und Scheune, um Kche und Keller und verschmhet es nicht, durch Sorgfalt um das Geringste auch auf solchen Gebieten seinen Zeitgenossen ein Muster zu geben. Auch Handel und Verkehr hob der Kaiser Karl durch Anlage und Verbesserung der Wege, Grndung von Jahrmrkten, Anlage von Han-delspltzen und durch Verbindungen, welche er mit auswrtigen Vlkern einging. Er dachte auch daran, die beiden groen deutschen Naturwege, das Rhein- und das Donau-Thal, durch eine Kanalverbindung der beiden Strme mit einander zu verknpfen, doch ist dieses Werk damals nicht zu stnde gekommen und erst in der Neuzeit durch den s. g. Ludwigs-Kanal ausgefhrt. Bei aller dieser Ttigkeit auf den verschiedensten Einzelgebieten verlor aber Karl nie den Rundblick der das groe Staatsganze aus dem

8. Geschichte des Mittelalters - S. 64

1883 - Münster : Coppenrath
64 Auge. Karl hat es ermglicht, eine halbe Welt allein zu regieren. Der strende Eingriff der Herzoge und der frheren selbstndigen Groen des Reiches und feiner Teile war entfernt, Karl war Alleinherrfcher, aber im edelsten Sinne des Wortes. Um die Verwaltung des weiten Reiches berblicken zu knnen, hatte er dasselbe in Sprengel eingeteilt, welche von geistlichen und weltlichen Herren, Bischfen und Grafen, be-reist wurden, und diese hatten demnchst dem Kaiser der alle ihre Be-obachtungen, der Mngel, die sie angetroffen, der Klagen, welche von Unterthanen vorgebracht waren, den genauesten Bericht zu erstatten, da-mit sofort nderung und Abhlfe durch den Kaiser angeordnet wrde. Karls Privatleben. Sein Tod. Karl war ein echt deutscher Mann, von starkem Krperbau und schlanker Gestalt. Er hatte eine hohe freie Stirn und beraus groe lebendige Augen, die dem Freunde und Hlfebittenden freundlich, dem Feinde aber furchtbar leuchteten. In frher Jugend bte er nach Frankenart seine Krperkraft und wurde der beste Fechter und beste Schwimmer. Ein Hauptvergngen war die Jagd, und wenn er feinem Hofe ein Fest bereiten wollte, wurde eine Treibjagd angestellt. Alles setzte sich zu Pferde, und dann ging es unter dem Klange der Hrner und dem Gebelle unzhliger Hunde im lrmenden Jubel hinaus in die Weite der Wlder, wo die Blte der jungen Edelmnner sich dann durch Mut und Geschicklichkeit einander zu bertreffen suchte. Karl, mitten unter ihnen, bestand manchen heien Kampf mit wilden Ebern, Bren und Auerochsen. Im Essen und Trinken war er sehr mig. Speisete er mit den Seinigen allein, so kamen nur vier Schsseln auf den Tisch. Ein Wildpretbraten, am Spiee vom Jger zur Tafel gebracht, war seine Lieblingsspeise. Sein Schlaf war nur kurz. Selbst des Nachts stand er mehrmals von seinem Lager auf, nahm Schreibtafel und Griffel, um sich in der in feiner Jugend versumten Schreibkunst zu den, oder er betete, oder er stellte sich ans Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und Bewunderung den gestirnten Himmel. Eine so einfache Lebensweise erhhete die ohnehin gewaltige Krperkraft dieses Mannes und verlngerte das Ma feiner Lebenstage. Karls Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewnder, von der fleiigen Hand seiner Gemahlin verfertigt; Strmpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bndern kreuzweise umwunden, ein leinenes Wams und darber einen einfachen Rock mit seidenen Streifen,

9. Geschichte des Mittelalters - S. 65

1883 - Münster : Coppenrath
65 seltener einen kurzen Mantel von weier der grner Farbe; aber stets hing ein groes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgehnge an sei-ner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestt, mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhangenden Talare, mit goldenen Bienen besetzt. Die letzten Lebensjahre Karls des Groen wurden durch den schmerz-lichen Verlust seiner beiden hoffnungsvollsten Shne, Pipin und Karl, getrbt. Als er seine letzten Krfte tglich mehr abnehmen sah, lie er, im Vorgefhle seiner baldigen Auflsung, seinen noch brigen Sohn Ludwig, dem er frher schon Aquitanien abgetreten hatte, nach Aachen kommen. Nachdem er ihm in der Marienkirche in Gegenwart einer gro-en Volksmenge die wichtigsten Pflichten eines Regenten ans Herz gelegt hatte, hie er ihn sich selbst die goldene Krone aufs Haupt setzen. So ward Ludwig gekrnter Kaiser aller Franken. Nicht lange berlebte Karl die Krnung seines Sohnes. Nur wenige Monate darauf,An Januar des Jahres 814. ergriff ihn ein Fieber, welches sich in den letz-ten Jahren oft eingestellt hatte, heftiger als zuvor. Da lie er den Bi-schof Hildbold, seinen Vertrauten, rufen und empfing aus seiner Hand das hl. Abendmahl. Am Morgen des folgenden Tages es war der acht und zwanzigste Januar fhlte er die Annherung seines Todes. Mit letzter Kraft hob er die rechte Hand auf, drckte auf Brust und Stirn das Zeichen des h.. Kreuzes, legte dann seine Hnde gefaltet der die Brust zusammen und sang mit geschlossenen Augen und leiser Stimme: Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" So entschlief der groe Mann im zwei und siebenzigsten Jahre seines Alters, nach einer sechs und vierzigjhrigen glorreichen Regierung. Merkwrdig, wie er gelebt hatte, soll er nach der spteren Sage auch begraben sein. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen, ein Stck des h. Kreuzes auf dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hfte, wre er, sitzend auf einem goldenen Stuhle, in die Gruft der von ihm gestifteten Marien-kirche zu Aachen hinabgelassen. Noch lange lebte das Andenken des groen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes fort, und viele Jahr-hunderte hindurch wurde alles Groe und Schne an seinen Namen geknpft. Melters Weltgesch. Ii. 30. Aufl. 5

10. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1883 - Münster : Coppenrath
66 2. Kaiser Ludwig der Fromme (814840), Kurz nach dem Tode Karls des Groen erlitt das weitlufige frn-tische Reich eine hnliche Umwlzung, wie einst das macedonische nach dem Tode Alexanders des Groen; es wurde in mehre kleinere Reiche zersplittert. Denn Ludwig erbte von seinem Vater nur die Krone, nicht aber die Kraft und Einsicht, welche allein sie htten schirmen knnen. Er fhrte den Beinamen des Frommen und in der That war er ein gutherziger Mann, allein die Kunst zu regieren verstand er nicht. Denn er war in allem ngstlich, vernderlich, nachgiebig, mitrauisch gegen sich selbst und oft argwhnisch gegen andere. Seine Schwche stach um so greller hervor, je gewaltiger sich die Kraft seines Vaters gezeigt hatte. Unter einem solchen Fürsten wuchs den Feinden des Reiches wieder der Mut, und auch im Innern erhob sich der alte Geist zgelloser Unord-nung und Roheit. Whrend Karl der Groe mit so vieler Mhe die Einheit des Reiches erstrebt hatte, nahm Kaiser Ludwig schon im vierten Jahre seiner Regierung, im Jahre 817, eine Teilung desselben unter seine drei Shne Lothar, Pipin und Ludwig vor. Er selbst wollte nur die Ober-hoheitsrechte behalten. Die Teilung ward aber die Ursache groen Unglckes, das nicht nur der sein Haus, sondern auch der das ganze Reich einbrach. Denn bei dieser Teilung hatte er seinen ltesten Sohn Lothar auerordentlich begnstigt. Ihn hatte er zu seinem Mitregenten und Teilhaber an der Kaiserwrde ernannt, mit eigener Hand ihm die Krone aufgesetzt und so die Eifersucht der beiden brigen Brder an-geregt. Der Funke dieser Eifersucht wre gewi bald in die helle Flamme eines Bruderkrieges ausgebrochen, htte nicht ein neuer Vorfall die Shne gemeinschaftlich gegen den Vater unter die Waffen gerufen. Ludwig vermhlte sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Irmengard mit der Judith, einer Tochter des bayerischen Grasen Weif, und erhielt noch einen vierten Sohn, welcher Karl der Kahle genannt wurde. Der Vater wollte seinem kleinen Lieblinge, fr welchen die Mutter sich so dringend verwandte, auch gern ein Knigreich geben und nahm deshalb eine ncue_ Teilung vor. Allein die lteren Shne waren durchaus nicht geneigt, etwas von dem abzutreten, was sie schon als das Ihrige ansahen. Sie emprten lich und wiegelten das Volk ge-gen ihren Vater auf. Dann ergriffen sie die Waffen und rckten mit Heeresmacht von drei Seiten gegen ihn an. Es war ihnen ein Leichtes, den
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